Mit Design Thinking Arbeitsbedingungen verbessern

Der Begriff Design wird häufig mit ästhetisch anmutenden Dingen in Verbindung gebracht. Die Designtheorie ist jedoch bestrebt, das menschliche Wohlergehen zu fördern. Designer sehen es als ihre Aufgabe, jede Erfahrung, die das Wohlergehen der Menschen beeinträchtigt – sei es emotionaler, kognitiver oder ästhetischer Natur – zu identifizieren und eine Lösung dafür zu finden. Was bietet sich daher besser an, als eine fundierte Design-Methode wie das Design Thinking zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verwenden?


Was ist Design Thinking?

Design Thinking ist eine Kreativitätsmethode, die bereits in den 70er Jahren im Silicon Valley ihren Anfang fand. Als schnelle und flexible Methode, Dinge zu verbessern und Lösungen zu entwickeln, wird sie heute von immer mehr Unternehmen eingesetzt. Der Fokus des Design Thinking liegt immer auf dem Menschen und dem Entwickeln von Erfahrungen. Daher findet die Methode ihren Einsatz bei der Entwicklung von Kundenerfahrungen, aber auch bei der Gestaltung von Unternehmenskulturen und Organisationsstrukturen. Der Vorteil des Design Thinking liegt eindeutig auf der Interdisziplinarität der Methode. Es geht nicht um die Ansicht eines Experten, sondern um verschiedene Kompetenzen unterschiedlicher Personen. Nur durch die Verknüpfung vieler unterschiedlicher Wissenshintergründe, Ideen, und unterschiedlicher Ansichten kann Design Thinking sich voll entfalten. In der Wirtschaft wird Design Thinking daher gerne dann eingesetzt, wenn unterschiedliche Bereiche in einem Projekt zusammenarbeiten sollen.

Desing Thinking (Foto: Pixabay)

Design Thinking zur Gestaltung von Arbeitsbedingungen

Auch bei der Gestaltung von gesunden Arbeitsbedingungen kommen unterschiedliche Unternehmensbereiche zusammen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Häufige Auslöser für den Wunsch nach Veränderungen sind beispielsweise eine hohe Fluktuation, hohe Krankenstände oder eine niedrige Arbeitszufriedenheit in einzelnen Unternehmensbereichen. Um die Probleme näher kennen zu lernen und Lösungen dafür zu entwickeln, kommen Führungskräfte und Beschäftigte des betroffenen Bereichs, sowie Arbeitnehmervertreter und Beschäftigte aus anderen Bereichen zusammen. Gemeinsam werden die einzelnen Schritte des Design Thinking angewandt und Lösungen für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen entwickelt.


6 Schritte im Design Thinking

Design Thinking folgt einem 6-schrittigen Schema, das sich in der Praxis bewährt hat. Die einzelnen Schritte teilen sich auf in:

Verstehen

Im ersten Schritt geht es darum, das Problem der Zielgruppe zu definieren. Was ist das Problem, wie lösen die Mitarbeiter das Problem heute, welche Werkzeuge oder Methoden setzen sie ein? Was sind die Herausforderungen?

BeobachTen

Sind die im ersten Schritt getroffenen Annahmen korrekt? Haben die Mitarbeiter das angenommene Problem oder gibt es noch ganz andere? Durch Beobachtung der Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz werden wichtige Einsichten gewonnen. Dieser Schritt ist essentiell, denn man setzt sich direkt mit der Zielgruppe auseinander. Man interviewt die Mitarbeiter und fragt, wie sie das Thema heute lösen. Man führt einen Dialog. Man hört zu. In jedem Fall sollte man Laborbedingungen vermeiden. Mitarbeiter neigen unter solchen Bedingungen dazu, nicht offen zu sein und verfälschen so wertvolle Einsichten. In diesem Schritt geht darum, eine wirkliche Vorstellung über die Zielgruppe zu bekommen.

Sichtweise definieren

Die gesammelten Beobachtungen und Einsichten führt man in diesem Schritt zusammen. Man entwickelt sogenannte Einsichten (Insights). Dies wird anhand von Bedürfnissen gemacht, die sich aus den Beobachtungen und Befragungen ableiten lassen. Zur Verdeutlichung bietet sich die Problematik aus einem Callcenter an: Frau M. möchte den Kunden am Telefon weiterhelfen und gute Auskunft geben können, wird aber aufgrund mangelnder Fachkenntnisse und fehlender Ansprechpartnern davon abgehalten. Dabei möchte sie gerne die Kunden zufrieden stellen. Wie kann ihr geholfen werden?

Ideen generieren

Sind die Sichtweisen definiert, versucht man unter Zuhilfenahme verschiedenster Kreativtechniken, Ideen zu finden. Adäquates Mittel ist das Brainstorming. Hier sollte man darauf achten, nicht im eigenen Saft zu schmoren. Beim Brainstorming sind außenstehende Personen hilfreich, da sie oft neue Ideen mit einbringen.

Prototyping

Ein wichtiger Aspekt ist das Erstellen von Prototypen. Prototypen helfen, die Ideen zu veranschaulichen und innerhalb der Zielgruppe zu testen. Es geht dabei nicht um funktionale Alpha-Versionen einer Idee, sondern tatsächlich nur um die Visualisierung. Der Mitarbeiter soll ein Gefühl davon bekommen, wie die Idee später funktionieren und aussehen könnte.

Testen

Die Prototypen werden direkt mit der Zielgruppe getestet, und so schnell sie erstellt worden sind, so schnell werden sie auch wieder verworfen, wenn eine Idee bei den Mitarbeitern durchfällt. Es wird so lange getestet und es werden so lange neue Prototypen erstellt, bis die Mitarbeiter von einer Idee überzeugt sind. Es geht nicht darum, 100 Prozent der Mitarbeiter zu überzeugen – es wird immer Mitarbeiter geben, die eine Idee nicht annehmen. Wichtig ist vielmehr, dass das Gros der Mitarbeiter eine Idee versteht und von ihr überzeugt ist.


Fazit

Design Thinking ist kein Allheilmittel und kein Garant für Erfolg. Die Wahrscheinlichkeit aber, mit einer auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichteten Methode eine gute und erfolgreiche Lösung zu entwickeln, ist ungleich höher. Viele große Unternehmen wie zum Beispiel BMW, SAP oder Google setzen Design Thinking als Methode ein, und das nicht nur für die Entwicklung neuer Produkte. Dank der frühzeitigen Beteiligung von Mitarbeitern am Prozess zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen ist eine bessere Akzeptanz der vorgeschlagenen Maßnahmen sicher gestellt. Wichtig ist, dass im gesamten Design Thinking Prozess der Mitarbeiter und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. So hat sich die Methode zur erfolgreichen Bekämpfung von hoher Fluktuation, hohen Krankenständen und geringer Arbeitszufriedenheit bewährt.

Wenn Sie weitere Informationen zu dem Thema wünschen kontaktieren Sie mich gerne.