Emails lesen, gleichzeitig telefonieren, dem neuen Kollegen eine Frage beantworten und im Kopf schon die Projektpräsentation vorbereiten: Stress bei der Arbeit entsteht meist in Situationen, in denen wir alles gleichzeitig erledigen wollen.
Dabei hat die Forschung längst gezeigt: Weder Frauen noch Männer beherrschen Multitasking. Unser Gehirn ist ganz einfach nicht dazu in der Lage, mehrere unterschiedliche Dinge gleichzeitig zu verarbeiten. Vielmehr ist es so, dass wir durch ewiges Hin- und Herschalten Energie vergeuden und uns enorm anstrengen. Wenn keine Sache richtig erledigt wird, weil wir mit unseren Gedanken gleichzeitig in mehreren Situationen stecken, führt das unweigerlich zu Fehlern. Letztendlich landen wir so in einer Stressfalle. Zum einen, weil wir überfordert sind, und zum anderen, weil wir immer wieder Fehler korrigieren müssen. Und wenn wir mal ehrlich sind, kostet das letztlich mehr Zeit, als die Aufgaben nacheinander zu erledigen.
Achtsamkeit ist seit einiger Zeit das Stichwort, das uns vor der Multitasking-Falle retten kann. Achtsamkeit ist angelehnt an Meditationstechniken und fokussiert sich in erster Linie auf Akzeptanz. Es geht darum, eine Situation wahrzunehmen, wie sie ist. Das beginnt mit ganz einfachen Fragen: Was mache ich gerade? Wie mache ich es? Und wie fühle ich mich dabei?
Die Achtsamkeit plädiert für ein Leben im Hier und Jetzt. Es geht darum, sich nicht auf die möglichen Probleme der Zukunft, die noch gar nicht passiert sind zu fokussieren, und sich nicht ewig mit Situationen aus der Vergangenheit zu belasten. Vielmehr ist das Ziel einer achtsamen Haltung, Situationen bewusst mit allen Sinnen zu erleben.
Die Forschung hat gezeigt, dass Achtsamkeit bei der Stressprävention und bei vielen körperlichen und psychischen Störungen hilft, aber kein schnelles Allheilmittel ist. Die Meditationstechniken, die der Achtsamkeit zugrunde liegen, müssen erlernt und geübt werden, damit eine stressreduzierende Wirkung erreicht werden kann.
Wichtig ist: Wenn die Rahmenbedingungen bei der Arbeit nicht stimmen, weil es zum Beispiel zu wenig Personal oder zu viele Aufgaben gibt, dann hilft auch kein Achtsamkeitstraining. In so einem Fall darf nicht der Mitarbeiter in die Verantwortung genommen werden, sich noch mehr zu optimieren.
Wenn wir jedoch Stress verspüren, weil wir in unserem Gedankenkarussell gefangen sind, ist Achtsamkeit eine gute Haltung, um dem Stress entgegenzusteuern.
Achtsamkeitsübungen für den Büro-Alltag
3 kleine Übungen, die sich problemlos im Büroalltag integrieren lassen, möchte ich Ihnen vorstellen.
1. Micro Meditation
Atmen Sie bis zu drei Minuten lang konzentriert ein und aus und beobachten Sie Ihren Atem genau. Ist er flach oder tief? Hebt sich der Bauch oder beugen sich die Schultern? Atmen Sie anschließend gezielt in den Bauch hinein. Ich empfehle Ihnen, die Übung dreimal am Tag zu wiederholen – beispielsweise vor einem Meeting oder einer Telefonkonferenz. Die Übung bewirkt sofort eine erhöhte Konzentration und innere Ruhe.
2. Achtsamkeit beim Zuhören
Machen Sie sich bewusst, wie oft die Gedanken während eines Gesprächs oder eines Meetings abschweifen. Bemerken Sie es, gilt es, sich wieder ausschließlich dem bloßen Zuhören zuzuwenden. So lernt der Geist, sich zu zentrieren und sich alleine dem Hier und Jetzt zu widmen. Diese Übung dient auch der Entschleunigung, um die eigenen Gedanken in der jetzigen Situation zu behalten.
3. Achtsam im Büro
Nehmen Sie sich drei Minuten Zeit und schauen Sie sich Ihren Arbeitsplatz genau an. Was steht auf meinem Tisch, wie ist der Raum gestaltet oder was befindet sich in den Schubläden bzw. Regalen. Sie können auch einzelne Gegenstände anfassen. Machen Sie sich bewusst, wie sie sich anfühlen. Kalt, warm, spitz, rund oder eckig? Nehmen Sie ohne Bewertung nur wahr, was Sie fühlen und empfinden.
Vielleicht haben Sie mit diesen kleinen Übungen ja einen Zugang zur Achtsamkeit gefunden. Die aktuelle Forschung hat gezeigt, dass Achtsamkeitsübungen eine erfolgreiche Strategie zur Stressbewältigung sind. Zusätzlich konnte nachgewiesen werden, dass man einen besseren Kontakt zu sich und seinen Werten hat, empathischer auf seine Mitmenschen reagiert, und seine Fähigkeiten zur Selbstreflexion und Selbstkontrolle ausbaut. Im besten Fall hat man mit Hilfe der Achtsamkeit viel zu gewinnen und tappt so vielleicht weniger schnell in die Multitasking-Falle.