Dieser Artikel wurde zuerst auf wirtschaftspsychologie-rhein-ruhr.de veröffentlicht.
Im März und April 2020 hat jeder zweite Arbeitnehmer (49 %) in Deutschland von zu Hause gearbeitet. Wenn nahezu ein ganzes Land ins Homeoffice geschickt wird, bieten sich spannende Möglichkeiten für die wissenschaftliche Forschung. Verändert sich das Gesundheitsverhalten, wenn der Weg zur Arbeit wegfällt? Wodurch werden Konflikte im Homeoffice verursacht? Und welche Praxistipps wirken sich positiv auf die Arbeitsleistung im Homeoffice aus? Diesen Fragestellungen sind wir in den vergangenen Monaten nachgegangen. Mit eindeutigen, teilweise aber auch überraschenden Ergebnissen. In drei Studien mit drei unterschiedlichen Stichproben wurde jeweils ein anderer Fokus gelegt.
Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten
Die recht jungen Teilnehmer dieser Studie, mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren, wurden zu Ihrer Ernährung, dem Rauchverhalten und Alkoholkonsum, sowie sportlichen Aktivitäten befragt. Wie auch bereits in anderen Studien festgestellt wurde, wurde weniger Sport getrieben und sich schlechter ernährt als zuvor. Mit Blick auf die starken Einschränkungen in der ersten Phase der Pandemie lassen sich die Auswirkungen auf sportliche Aktivitäten in erster Linie durch geschlossene Fitnessstudios und Sportvereine erklären. Auch das Verbot von sozialen Kontakten wirkt sich negativ auf die körperliche Aktivität aus. Kein gemeinsames Joggen, keine spontanen Fußballspiele waren möglich. Dennoch zeigen die Ergebnisse auch, dass bei Homeoffice-Tätigkeiten Bewegung noch kürzer kommt, als wenn im Büro gearbeitet wird. Die Entwicklung von Bewegungsprogrammen für Mitarbeiter im Homeoffice sollte daher im Rahmen eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements verfolgt werden.
Auch die schlechtere Ernährung in der Zeit zu Hause ist wenig überraschend. Meist wurde auf Vorrat eingekauft, was sich mit den meisten frischen Lebensmitteln nicht realisieren lässt. Und wenn das gemeinsame Essen mit Arbeitskollegen oder Freunden nicht stattfinden kann, dann fehlt auch die Motivation, eine gesunde Mahlzeit zuzubereiten. Schnell ist dann eine Tüte Chips geöffnet oder der kleine Hunger mit ein paar Stücken Schokolade gestillt.
Deutlich überraschender, besonders im Vergleich zu anderen Studien, sind die Ergebnisse zu Alkohol- und Zigarettenkonsum. Während in den meisten Fällen von einer Steigerung der Alkohol- und Zigarettenmenge berichtet wird, beschreibt unsere Stichprobe das Gegenteil. In der Zeit des Social Distancing wurde weniger getrunken und weniger geraucht als zuvor. Diese Ergebnisse können dadurch erklärt werden, dass junge Menschen eher soziale Trinker und Raucher sind. Es wird getrunken, wenn man gemeinsam in der Bar sitzt und geraucht, wenn zusammen gefeiert wird. Wo das „Zusammen“ fehlt, ist auch der Genuss von Alkohol und Zigaretten nicht nötig.
Konflikte aufgrund des Homeoffice
Die Ursache von Konflikten im Homeoffice kann vielfältig sein. In der zweiten Studie hat sich gezeigt, dass es vor allem zwei Gründe für schwierige Situationen gibt. Zum einen bietet die familiäre Konstellation Konfliktpotential, zum anderen sind es technische Schwierigkeiten, die für Frust und Ärger sorgen.
Dass sich die Situation in Familien in der ersten Pandemiephase, als Schulen und Kitas geschlossen waren, besonders zugespitzt hat, ist kein Geheimnis. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der zweiten Studie wieder. Besonders die Berufstätigen mit Kindern berichteten von häufigen Konflikten und einer niedrigeren Arbeitsleistung. Konzentriertes Arbeiten ist nur möglich, wenn nicht gleichzeitig für andere Personen gesorgt werden muss. Daher stellt das Homeoffice höchstens eine Notlösung dar, wenn Kinderbetreuung und Arbeit unter einen Hut bekommen werden müssen.
Darüber hinaus gaben auch diejenigen eine niedrigere Arbeitsleistung an, die mit technischen Problemen und mangelnder Unterstützung vom Arbeitgeber zu kämpfen hatten. Mitarbeitende sollten sich mit den Programmen, die für das Homeoffice benötigt werden, auskennen und bei Fragen kurzfristige Unterstützung erhalten. Bedingt durch die kurzfristige Umstellung der Arbeitssituation kann es hier verständlicherweise zu Engpässen gekommen sein. In der Zukunft kann gutes Homeoffice jedoch nur mit der technischen Kenntnis und der nötigen Unterstützung funktionieren.
Der Tagesplan im Homeoffice
In der dritten Studie ging es darum, dem Homeoffice eine Struktur zu geben und die Auswirkung auf die Arbeitsleistung festzustellen. Nur rund ein Viertel der Befragten gab an, überhaupt eine Struktur in Form eines Tagesplans zu haben. Dieser wirkte sich jedoch äußerst positiv auf die Arbeitsleistung aus. So berichteten diejenigen mit einem Tagesplan von einer signifikant höheren Arbeitsleistung, als diejenigen, die ohne Plan arbeiteten. Diese Ergebnisse lassen sich wunderbar in die Praxis übertragen. Mitarbeitende, die neu ins Homeoffice wechseln, sollten lernen, ihre Arbeitstage strukturiert anzugehen. Nur so lassen sich Erfolge erkennen und es werden keine Aufgaben vergessen.
Fazit für die Personalarbeit
Immer mehr Unternehmen werden nach der Coronakrise den Weg zum Homeoffice ebnen und ihren Beschäftigten die Möglichkeit einräumen, von zu Hause zu arbeiten. Für die Praxis lassen sich daher aus den Studien folgende Punkte ableiten:
- Mitarbeiter im Homeoffice sollten strukturiert arbeiten und bei Bedarf Hilfestellungen in Form von Tages- oder Wochenplänen erhalten können.
- Arbeiten Sie gemeinsam mit dem Gesundheitsmanagement an Bewegungs- und Ernährungsprogrammen für alle, die zu Hause arbeiten.
- Befragen Sie Ihre Mitarbeitenden zur familiären Betreuungssituation und bieten Sie Unterstützung an.
- Machen Sie Ihre Mitarbeitenden mit den technischen Systemen vertraut und bieten schnelle Hilfe bei IT-Problemen an.
Steht das Thema „Gut arbeiten im Homeoffice“ auch auf Ihrer Agenda? Wir unterstützen Sie dabei, sprechen Sie uns gerne an.