7 Resilienzsäulen? 8 Resilienzschlüssel? 10 Resilienzfaktoren? Was und wenn ja wie viele?

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass beim Thema Resilienz viele von unterschiedlichen Säulen, Schlüsselkompetenzen oder Faktoren sprechen? Ich will versuchen, ein wenig mehr Klarheit in diese vermeintlichen Uneinigkeiten zu bringen.


7 Resilienzsäulen und ihr Ursprung
Resilienz, 7 Säulen
7 Säulen der Resilienz

Im deutschsprachigen Raum hat sich das Modell der 7 Resilienzsäulen relativ weit verbreitet und durchgesetzt. Dieses Modell basiert auf Forschung von Karen Reivich und Andrew Shatté, zusammengetragen in Ihrem Buch „The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles“. Die 7 Säulen fassen zusammen, was die Forschung in der Entwicklungs- und Sozialpsychologie in unterschiedlichen Studien als Schlüsselfaktoren für die Stärkung der eigenen Widerstandskraft identifiziert hat. Wichtig ist hier, dass es sich bei den Schlüsselfaktoren um Dinge geht, die das individuelle Denkmuster ansprechen. Resilient zu sein hat also damit zu tun, was für Denkmuster in Krisensituationen bei mir aktiv sind, die letztendlich mein Handeln und meine Reaktionen steuern.


Oder sind es doch 8 Schlüsselfaktoren?

Darüber hinaus gibt es einige deutschsprachige Literatur, die zu diesen 7 Schlüsselfaktoren noch einen achten hinzufügt. Dieser 8 Faktor unterscheidet sich wiederum und ist einmal die „Improvisationsfähigkeit“, dann wieder die „Achtsamkeit“. Wenn man die Improvisationsfähigkeit betrachtet, so zeigt schon der Begriff, dass es weniger um ein Denkmuster als um ein Handlungsmuster geht. Wenn die oben genannten Denkmuster mein Handeln in Krisensituationen steuern, so sollte eine gewisse Improvisationsfähigkeit natürlicherweise auch das Resultat sein.
Die Achtsamkeit zielt auf die Wahrnehmung ab und setzt somit noch einen Schritt vor den automatisierten Denkmustern an. Resilienz hat unbestritten viel mit Wahrnehmung zu tun, aber letztendlich ist es die Bewertung der wahrgenommenen Reize, die darüber entscheidet, ob eine Person resilient ist oder nicht.


Vielleicht besser 10 Resilienzfaktoren?

Die Amerikanische Psychologenvereinigung (APA) hat eine eigene Einteilung von Resilienzfaktoren vorgenommen. Dort werden die folgenden 10 Faktoren genannt:

1. Netzwerke bilden und gegenseitige Unterstützung fördern
2. Krisen nicht als unüberwindbare Probleme einstufen
3. Veränderung als Teil des Lebens akzeptieren
4. Zielstrebig eigene (realistische) Ziele verfolgen
5. Proaktiv sein und klare Entscheidungen treffen
6. Möglichkeiten zur Selbstreflexion nutzen
7. Die positive Selbstwahrnehmung fördern
8. Probleme richtig einordnen
9. Optimistisch bleiben
10. Auf sich Acht geben

Relativ gut lässt sich erkennen, dass die 7 Schlüsselfaktoren von Reich und Schatté und die 10 Faktoren der APA sich nicht substantiell voneinander unterscheiden, sondern stattdessen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden.

Resilienzfaktoren, Resilienzsäulen
Gegenüberstellung der unterschiedlichen Resilienzfaktoren

Warum kommt es überhaupt zu Unterschieden bei den Resilienzfaktoren?

Resilienz ist sehr schnell ein Riesenbegriff geworden. So schnell, dass es bis heute keine Einigkeit über eine Definition gibt. Dies wurde gerade wieder in einer Metastudie im Journal of Advanced Nursing bestätigt. Einerseits gibt es die Übersetzung, also den Begriff „Widerstandsfähigkeit“. Wenn es bei der Resilienz aber einzig und allein um Widerstandsfähigkeit ginge, wäre jedes trotzige Kind und jeder veränderungsresistente Mitarbeiter eine resiliente Person. Inzwischen wird Resilienz aber meist auch mit einer Lernkomponente in Verbindung gebracht. Das heißt, dass eine Krise nicht nur mit resilienten Denkmustern gut überstanden wird, sondern auch aus der erfolgreich gemeisterten Krise gelernt wird. Dadurch kann die individuelle Resilienz dann weiter aufgebaut werden. Die Forschung spricht auch von einer Aufwärtsspirale, wenn Resilienz und entsprechende Lernfähigkeiten zusammenspielen. Eine endgültige Definition von Resilienz, um eine größere Einigkeit bei den Resilienzfaktoren und eine Abgrenzung zu anderen ähnlichen Konstrukten zu ermöglichen, steht aber nach wie vor aus.

Dennoch konnte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien die positive Wirkung der Schlüsselfaktoren gezeigt werden und nachgewiesen werden, dass Resilienztrainings – sei es am Arbeitsplatz oder im privaten Rahmen – das eigene Verhalten in schwierigen Situationen positiv verändern können.

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